Launch: Dossier „Kunst kommt von Können?!“

Klassismus im Kulturbetrieb

Illustration, die kulturelles Kapital durch Bücher und eine Urkunde, soziales Kapital durch eine Pille mit Aufschrift "Vitamin B" und ökonomisches Kapital durch Geld darstellt.
Illustration: Leyla Sehar-Madauß

 „Brotlose Kunst“ – der Kulturbereich ist berüchtigt für seine unsicheren Arbeitsverhältnisse und schlechten Honorare. Und doch sind es bei genauerem Hinsehen überwiegend Menschen aus der (bildungs-)bürgerlichen Schicht, die eine Karriere im Kulturbereich machen und sich darin behaupten können. Begründet wird dies bis heute mit der vermeintlichen Kulturferne anderer sozialer Gruppen, etwa der Arbeiter*innen- oder Armutsklasse. Die gesellschaftliche Vielfalt bildet sich bislang kaum im Kulturbereich ab. Und auch wenn aktuell verstärkt Kulturveranstaltungen zu Klassismus stattfinden, fehlen grundlegende Analysen, wie sich sozio-ökonomische Benachteiligung im kulturellen Feld auswirkt.

Das Dossier „Kunst kommt von Können? - Klassismus im Kulturbetrieb“, das in Zusammenarbeit mit Diversity Arts Culture entstanden ist, soll einen Beitrag zur derzeitigen Debatte um Klassismus im Kulturbetrieb leisten. Die Sammlung kann einen ersten Überblick bieten, welche Perspektiven zu Klassismus im Kulturbetrieb bereits vorhanden sind, aber auch, wo es Leerstellen gibt.

Für das Dossier wurden Expert*innen oder Akteur*innen gesucht, die sich in ihrer Forschung, in praktischer Auseinandersetzung oder durch eigene Erfahrung mit dem Thema Klassismus (idealerweise im Kulturbetrieb und/oder in der Kulturellen Bildung) beschäftigen. Erhalten haben wir 141 Einreichungen für Audio-, Video-, Text- oder Bildbeiträge. Ausgewählt wurden 12 Beiträge, davon sind die ersten vier nun online:

Yasmina Bellounar und Francis Seeck besprechen in „Macht und Klassenbewusstsein in der Kulturelle Bildung“ folgende Fragen: Welche Ansätze können helfen, mehr Chancengerechtigkeit in der und durch die Kulturelle Bildung zu ermöglichen? Wer und was muss sich dabei ändern?

Verena Brakonier, Greta Granderath und Jivan Frenster legen mit ihrem Film „Hände“ eine Recherche zum Thema Klassismus vor, die eigene und familiäre Erfahrungen mitwirkender Passant*innen mit Geschichten der eigenen Hände Arbeit verknüpft und viele verschiedene Perspektiven aufwirft.

Michael Annoff gibt in „Das Eis ist dünn [aber das Wasser ist lauwarm]“ einen zeitgeschichtlichen und (kultur-)politischen Überblick über Klassismus im Kulturbereich und stellt die aktuelle Klassismus-Debatte bisherigen materialistischen Kritiken an Klassenverhältnissen gegenüber.

Dr. Dr. Daniele Daude reflektiert in „Zugehörigkeitskontrolle im Konzertsaal“ die Bedeutung von Klasse in der Klassik.

Die weiteren Beiträge erscheinen dann in den nächsten Monaten.